Was ist Reverb aka. Hall eigentlich genau?

Reverb steht für Nachhall. Es ist das natürliche Echo oder die Reflexion von Klang, die in einem Raum auftritt.

Wenn Schallwellen durch die Luft reisen, werden sie von den Wänden reflektiert und prallen zwischen ihnen umher, bis sie all ihre Energie verloren haben.

Während die ersten oder frühen Reflexionen normalerweise nur aus wenigen Klängen bestehen, erreicht der Abstand zwischen ihnen schnell einen Punkt, an dem wir sie als einen kontinuierlichen Klang wahrnehmen.

Du kannst die Nachhallzeit eines Raumes erleben, indem du klatscht und zuhörst.

Reverb besteht aus mehreren Teilen:

• Die Schallquelle oder der Impuls sendet Schallwellen in den Raum
• Das anfängliche Pre-Delay ist der erste Teil des Reverb. Sie hängt von der Entfernung zwischen Schallquelle und der nächstgelegenen reflektierenden Oberfläche ab
• Danach kommen die frühen Reflexionen
• Gefolgt von den späten dichten Reflexionen

Wie du sehen kannst, nimmt der Hochfrequenzinhalt mit der Zeit ab. Ein Reverb kann angepasst werden, indem absorbierende Materialien hinzugefügt werden, die ihn dämpfen und verkürzen. Diffusoren erzeugen oft ein homogeneres Reflexionsmuster und machen den Raum trockener. Siehe die Grafik unten.

Kirchen haben eine extrem lange Nachhallzeit, um Chorgesang zu unterstützen. Aufnahmestudios haben normalerweise einen viel kürzeren und kontrollierteren Nachhall. Insbesondere Sprecherkabinen sind in der Regel sehr trocken.

Du hast das wahrscheinlich schon einmal erlebt, als du in eine leere Wohnung oder ein leeres Haus gezogen bist. Es ist schwer, andere Menschen beim Reden zu verstehen, weil es so stark hallt. Aber sobald du ein Sofa und einige Regale hineinstellst, wird es schnell viel angenehmer.

Hier ist ein Beispiel für eine völlig trockene Sprachaufnahme im Vergleich zur gleichen Aufnahme mit einem dezenten Reverb. Wie du hören kannst, fühlt sich die trockene Version fast unnatürlich an, während die mit Reverb viel angenehmer klingt.

Im Laufe der Zeit wurden verschiedene Methoden zur (künstlichen) Erzeugung von Reverb für Audioproduktionen entwickelt.

Zuerst wurden tatsächliche Räume oder sogenannte Reverb-Kammern verwendet, aber es wurden auch moderne Methoden entwickelt und verfeinert, um Reverb in den letzten Jahrzehnten zu emulieren.

Werfen wir einen Blick auf die verschiedenen Arten von Reverb, ihre Geschichte und die Hauptanwendungsgebiete.

Eine Reverb-Chamber ist ein kleiner Raum mit reflektierenden Oberflächen, der so gestaltet und ausgerichtet ist, dass er einen gewünschten Klang erzeugt.

1947 war Bill Putnam der erste Toningenieur, der künstlichen Reverb auf einer Aufnahme verwendete. Er platzierte einen Lautsprecher und ein Mikrofon im Badezimmer des Studios als die erste dokumentierte Reverb-Chamber, oder Reverb-Kammer.

Das Lied wurde ein Hit. Kurz darauf bauten alle großen Studios weltweit Reverb-Kammern.

Ein Lautsprecher spielt das Signal in den Raum, während ein oder zwei strategisch platzierte Mikrofone den Nachhall des Raumes aufnehmen. Dieses Signal kann mit dem Originalton gemischt werden.

Ein Plate Reverb ist ein künstlicher Hall, der erzeugt wird, indem der Klang durch ein großes, dünnes Metallblech gesendet wird und so die Reflexionen und den Zerfall eines natürlichen halligen Raumes simuliert.

1957 machte die deutsche Firma EMT mit ihrem Plattenhall EMT140 den nächsten großen Sprung.

Dieses Ungetüm ist 2,4 Meter lang, 1,2 Meter hoch und wiegt rund 270 kg. Es verfügt über eine auf Federn gelagerte Metallplatte, die von einem Metallrahmen gehalten wird. Das Alles ist in einem schweren Holzgehäuse untergebracht.

Die Platte wird durch einen Wandler angeregt, und ein Tonabnehmer zeichnet das hallende Signal auf. Mit zwei Abnehmern kann der Hall sogar Stereo sein.

Physische Dämpfer werden verwendet, um die Nachhallzeit zu verkürzen.

Obwohl es vielleicht nicht die natürlichste klingende Methode ist, wurde es auf so vielen Platten verwendet, dass die Leute den Klang davon zu schätzen lernten.

Reverb-Plugins, wie RO-GOLD von Black Rooster Audio, emulieren diesen Prozess.

Ein Spring Reverb verwendet Metallfedern (anstatt einer Platte) und wird typischerweise in Gitarrenverstärkern verwendet.

Ein ähnliches Konzept entstand in Form des Spring Reverb, oder Federhalls. Ein Federhall benötigt viel weniger Raum und Platz. Deshalb fanden sie ihren Weg in Gitarrenverstärker und Mixer.

Spring Reverbs wurden ursprünglich für die berühmten Hammond-Orgeln erfunden, wurden aber schnell für Gitarrenverstärker übernommen, wo sie bis heute am häufigsten verwendet werden.

Algorithmischer Reverb verwendet eine Reihe von Berechnungen (Algorithmus), um das akustische Verhalten eines physischen Raums oder von Geräten wie einem Plattenhall zu simulieren.

Obwohl algorithmische Reverbs komplex in der Entwicklung sind, können sie auf viele Arten angepasst werden, wodurch der Benutzer eine große Kontrolle über die Parameter erhält.

Die bekanntesten algorithmischen Reverbs sind das Lexikon 480 und das Bricasti M7.

Convolution Reverb verwendet Impulsantworten von existierenden Räumen.

Convolution Reverb verwendet eine IR (Impulse Response / Impulsantwort) eines existierenden Raums, um die Klangcharakteristik dieses spezifischen Raums nachzubilden.
Ein Sinus-Sweep oder ein impulsiver Klang, der alle Frequenzen enthält, wird abgespielt und mit einem im Raum platzierten Mikrofon aufgezeichnet.

Diese Impulsantwort kann dann in ein Convolution Reverb-Plugin importiert und verwendet werden, um verschiedene Schallquellen in einer virtuellen Kopie des Raums zu platzieren.

Sobald ein Raum vermessen wurde, kann er mit einem Convolution Reverb perfekt simuliert werden. Diese Methode bildet auch spezifische Audiogeräte wie Gitarrenverstärker oder Lautsprecherboxen nach.

Convolution Reverbs klingen in der Regel realistischer als algorithmische Reverbs, aber sind auch viel CPU-intensiver.

Der bekannteste Convolution Reverb ist wahrscheinlich der Altiverb von Audioease.

Obwohl die Technologie bei der Erstellung realistisch klingender Räume weit fortgeschritten ist, ist es immer noch üblich, den Raum, in dem du aufnimmst, mit einigen Raum-Mikrofonen einzufangen, wenn der Raum gut klingt. Manchmal ist der echte Klang einfach perfekt.

Angesichts des Aufkommens von Heim- und Semi-Pro-Aufnahmen ist es immer seltener, den Luxus eines eigenen Schlagzeugraums zu haben. Deshalb geht der moderne Ansatz dahin, eine trockene Aufnahme zu machen und den Raum dann in der Postproduktion hinzuzufügen.

Es ist einfach, Reverb hinzuzufügen, aber unerwünschten Reverb aus einer Aufnahme zu entfernen, kann sehr schwierig werden.

Wenn du gerne experimentierst, kannst du einfach die Räume ausprobieren, die dir zur Verfügung stehen. Einen Lautsprecher und ein Mikrofon in einem Treppenhaus aufzustellen, kann viel besser funktionieren, als du vielleicht erwartest.

Einige einzigartige Räume klingen wie nichts anderes. Zum Beispiel ein Kernkraftwerk.

Im Video unten, das wir gemeinsam mit Paul Davids produziert haben, kannst du hören, wie eine E-Gitarre in einem Kernkraftwerk klingt!